Freitag, 15. Juni 2007
Interview | Entrevue Figure 8 Race Remix
Maren Strack ist die Choreographin von Figure 8 Race Remix, Max Schumacher führt Regie, Max Bauer ist für die Live-Geräuschemacher und die Vertonung verantwortlich.

FZ: Was war der Ausgangspunkt für die Performance?
Strack: Die Figur 8, ein Bewegungsmuster, das in den Tanzsportarten und der Gymnastik vorkommt und eine unendliche Bewegung beschreibt.
Bauer: Der Remix der ursprünglichen Performance Figure 8 Race ist vor allem auf der Tonebene neu überarbeitet. Daraus entstand die Idee, neue Geräusche und den Geräuschemacher selbst auf die Bühne zu bringen.

FZ: Worum geht es in der Performance?
Schumacher: Die Performance ist der zweite Teil einer Trilogie von Maren Strack und dem Posttheater [Max Schumacher und Hiriko Tanahashi], bei der es um den weiblichen Körper und die Kulturgeschichte der Verkehrstechnik geht. Unser historisches Vorbild Clärenore Stinnes hat 1927 bis 1929 als erste Frau mit dem Auto die Welt umrundet. Die Hälfte der Reise war sie mit Reparaturen beschäftigt. Die unendliche Bewegung der 8 wird von der Praxis konterkariert; unser Leben besteht eben auch aus Unterbrechung und Pannen. Stinnes konnte die Schäden ihres Autos aufgrund der Geräusche detektieren, die Geräuschkomponente ist demnach im Stück besonders wichtig.

FZ: Wie werden die Texte in die Performance integriert?
Schumacher: Die Texte werden eingespielt. Es ist so gesehen weder Theater noch Tanz, sondern eine hybride Mischform.
Bauer: Es gibt auch noch die fiktive Stimme des Kautschuks, der die Geschichte des Kautschuks erzählt, zum Beispiel wie Autoreifen entstehen.

FZ: Welche Rolle spielen die Requisiten?
Schumacher: Es gibt die Materialitäten der Reifen und der Flaggen. Flaggen sind eines der ältesten Kommunikationsmittel, das bis heute existiert, vor allem im ansonsten von Hightech durchsetzten Rennsport, bei dem aber immer noch ein Mensch mit einer Flagge Signale sendet und wieder die 8-Bewegung macht.

FZ: In welchem Verhältnis stehen die einzelnen Medien – Video, Audio, Tanz – zueinander?
Schumacher: In Maren Stracks Arbeiten steht Bewegung immer im Kontext von Geräuschproduktion, sie komponiert geradezu die Performances. Uns interessiert, dass alle Aspekte nebeneinander bestehen. Die Videos und Geräusche performen live mit. Von daher ist Figure 8 Remix eigentlich kein Solo, sondern ein Trio.

FZ: Und der Beamer ist selbst auf einem Rennauto installiert?
Schumacher: Genau. Maren Strack und Max Bauer steuern dieses Rennauto. Dazu wird Maren Stracks Kostüm, das sie in ein laufendes Reifenprofil verwandelt, auf der Tonebene zitiert.

FZ: Inwieweit ist die Performance auch eine Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper?
Schumacher: Der Aspekt der Weiblichkeit spielt in der medialen Verwertung der historischen Frauen, die wir porträtieren, eine große Rolle. In der Praxis der Produktion arbeiten wir aber geschlechtsunabhängig; Maren Strack etwa kann auch mit Bohrmaschinen umgehen. Wir machen alle alles.

FZ: Worum wird es im letzten Teil der Trilogie gehen?
Schumacher: Um Pilotinnen, die zur Jahrhundertwende absolute Medienstars waren. Auch Stinnes wurde von einem Fotograf begleitet, der ihre Reise dokumentiert hat. Es geht also nicht nur um einen weiblichen Star, sondern auch darum, wie die Medien solch ein Abenteuer überhaupt erst möglich machen.

Die Fragen stellte Mareike Vennen

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