Donnerstag, 14. Juni 2007
Debout Sur Le Zinc - Abwechslung steht auf der Theke
„Alles geht demokratisch zu – aber ich bin der Bandleader.“ Fred Trisson grinst. Er selbst spielt „nur“ zwei Instrumente in seiner Band: Schlagzeug und Akkordeon. Aber in „Debout sur le Zinc“, Rockband der neuen französischen Szene, spielen einige der sieben Bandmitglieder mehr drei verschiedene Instrumente. Da muss erst einmal ausgemacht werden, wer bei welchem Lied was spielt.
Am Mittwochabend traten „Debout sur le Zinc“ – übersetzt etwa „Auf der Theke stehend“ – im Festivalclub am Europabahnhof auf. Die Band, die in Frankreich bereits landesweite Popularität besitzt, erobert nach und nach auch das europäische Publikum: Budapest, Berlin, Moskau sind nur einige ihrer Stationen.
Denn auch wer die lyrischen Texte, die oft von der Schönheit ganz alltäglicher Dinge handeln, nicht versteht, kann die effektvoll instrumentierten Chansons uneingeschränkt genießen. Banjo- und Mandolinenklänge sorgen für folklorische Elemente; die vorbeirauschenden Bläsereinwürfe des Trompeters Simon Mimoun und des Klarinettisten Christophe Bastien peitschen das Publikum Richtung Balkan. Schlagzeuger Cédric Ermolieff liefert als Zugabe eine Steppeinlage und den stets breit grinsenden, barfuss und mit verschwitzen Zottelhaaren im Hintergrund für sich mitsingenden Bassisten William Lovti muss man einfach lieben.
„Seit 14 Jahren machen wir zusammen Musik, seit 6 Jahren professionell“, bemerkt Olivier Sulpice stolz. Wenn „Debout sur le Zinc“ auf der Bühne stehen, stehen sie nicht still: Sie unterwerfen sich ihrem eigenen Rhythmus; wenn der Refrain auf einmal leise und dünn instrumentiert erklingt, fallen die Körper zusammen, um beim pulsierenden Höhepunkt springend in der Musik aufzugehen. Dabei wird aber auch das unauffälligste Banjo-Pattern zu jeder Zeit mit Liebe zum Detail verfolgt – keine Nachlässigkeit in den leisen Tönen.
Eine Besonderheit sicherlich, dass sich drei Sänger abwechseln: Jeder singt die Texte und Lieder, die er schreibt, auch selbst. Abwechslung – das scheint die oberste Maxime zu sein von „Debout sur le Zinc“.

Text: Matthias Weigel

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