Mittwoch, 13. Juni 2007
Festival sans Tabasco
perspectives, 19:05h
Man kennt sie inzwischen. Schließlich liegt sie überall herum. Sie trägt ein pinkes Kapuzenshirt, darüber eine Felljacke, Sonnenbrille, untenherum nur eine Netzstrumpfhose und Plateauschuhe. Und sie trinkt Tabasco. Die Dame mit extravagantem Geschmack und robusten Geschmacksnerven räkelt sich lasziv auf jedem Plakat und Programmheft des „Festival Perspectives“ und nuckelt genüsslich am Fläschchen. Echt scharf.
Nun, es gibt auch eine Art Fortsetzungsplakat. Das Plakat des „Festival sans Perspectives“. Zwar nicht so häufig zu sehen, und nicht ganz so penetrant in der Farbgebung. Aber logisch. Und konsequent! Denn: Sie kotzt. Die Dame, eben noch lethargisch die Beine übereinander geschlagen, steht nun in der Küche und macht ein kleines, unappetitlich grünes Häufchen auf den Boden. Irgendwie menschlich, verständlich, oder? Denn wer, zumindest in gemäßigten saarländischen Breiten, übergibt sich nicht nach dem Genuss einer kompletten Flasche Tabasco? Zumal bei an die 30 Grad Celsius, strahlendem Sonnenschein (deswegen die Sonnenbrille!) – und dann noch in eine Felljacke eingepackt. Sicher, jeder. Dazu noch hunderte von Male, teilweise auch noch großformatig, immer wieder: hinlegen, entspannen, Tabasco trinken, hinlegen, und rein, und weiter, gluck, gluck, na los, auf Ex, und jetzt noch die Magnum-Flasche für die Großleinwand, jaa, runter damit, gluck, gluck, spuck.
Doch Hilfe naht! Zum Glück gibt es da die Gründer des Alternativfestivals, ihres Zeichens Befreier der Tabasco-Sklaven, Ritter im Kampf für die artgerechte Haltung Schärfegeschädigter. Sie stellen Küchen bereit, in denen sich Tabasco-übersäuerte Mägen ihres Martyriums befreien können.
Ein Festival der Perspektiven halten sie für zu optimistisch, dann schon eher ein Festival „Sans Perspectives“: Das Künstler-Kollektiv „Osso+Bucco“ veranstaltet derzeit unter diesem Titel Performances am Stadtrand Saarbrückens. „Wir verstehen uns allerdings nicht als Alternative oder gar Anti-Festival“, so Wolfgang Pietrzok, Mitglied des Kollektivs. Viel mehr wolle man die Gelegenheit des bekannten Festivals nutzen, um auf einige Missstände hinzuweisen. „Auch in Saarbrücken gibt es eine vielschichtige, avantgardistische Kunstszene“, erklärt Pietrzok. Allerdings wandere das Geld, das durch Stadt und Land bereitgestellt wird, vor allem nach Berlin. Viele der Theaterinszenierungen, die im Rahmen von „Perspectives“ zur Aufführung gebracht werden, stammen aus der Bundeshauptstadt. Man vermisse avantgardistische Formen, oder zum Beispiel Straßentheater, wie es im letzten Jahr noch aufgeführt wurde.
Hier offenbart sich jedoch ein Dilemma: Für moderne Kunstformen gibt es nur ein kleines Publikum. Und ein Festival ist natürlich auch von Zuschauerzahlen abhängig. Im Vergleich zu letztem Jahr zeichnet sich bereits jetzt ein erheblicher Anstieg der Besucherzahl ab.
„Osso+Bucco“ organisiert ab Dienstag drei Abende mit Musik, Installationen und Performances, bei denen auch der in Hannover und Kassel ausgebildete Künstler Wolfgang Pietrzok beteiligt ist. Zu Essen gibt es Ochsenschwanzsuppe, passend zum Namen „Osso+Bucco“ – geschmorte Kalbshaxe. Schmeckt auch mit Tabasco.
Text: Matthias Weigel
Nun, es gibt auch eine Art Fortsetzungsplakat. Das Plakat des „Festival sans Perspectives“. Zwar nicht so häufig zu sehen, und nicht ganz so penetrant in der Farbgebung. Aber logisch. Und konsequent! Denn: Sie kotzt. Die Dame, eben noch lethargisch die Beine übereinander geschlagen, steht nun in der Küche und macht ein kleines, unappetitlich grünes Häufchen auf den Boden. Irgendwie menschlich, verständlich, oder? Denn wer, zumindest in gemäßigten saarländischen Breiten, übergibt sich nicht nach dem Genuss einer kompletten Flasche Tabasco? Zumal bei an die 30 Grad Celsius, strahlendem Sonnenschein (deswegen die Sonnenbrille!) – und dann noch in eine Felljacke eingepackt. Sicher, jeder. Dazu noch hunderte von Male, teilweise auch noch großformatig, immer wieder: hinlegen, entspannen, Tabasco trinken, hinlegen, und rein, und weiter, gluck, gluck, na los, auf Ex, und jetzt noch die Magnum-Flasche für die Großleinwand, jaa, runter damit, gluck, gluck, spuck.
Doch Hilfe naht! Zum Glück gibt es da die Gründer des Alternativfestivals, ihres Zeichens Befreier der Tabasco-Sklaven, Ritter im Kampf für die artgerechte Haltung Schärfegeschädigter. Sie stellen Küchen bereit, in denen sich Tabasco-übersäuerte Mägen ihres Martyriums befreien können.
Ein Festival der Perspektiven halten sie für zu optimistisch, dann schon eher ein Festival „Sans Perspectives“: Das Künstler-Kollektiv „Osso+Bucco“ veranstaltet derzeit unter diesem Titel Performances am Stadtrand Saarbrückens. „Wir verstehen uns allerdings nicht als Alternative oder gar Anti-Festival“, so Wolfgang Pietrzok, Mitglied des Kollektivs. Viel mehr wolle man die Gelegenheit des bekannten Festivals nutzen, um auf einige Missstände hinzuweisen. „Auch in Saarbrücken gibt es eine vielschichtige, avantgardistische Kunstszene“, erklärt Pietrzok. Allerdings wandere das Geld, das durch Stadt und Land bereitgestellt wird, vor allem nach Berlin. Viele der Theaterinszenierungen, die im Rahmen von „Perspectives“ zur Aufführung gebracht werden, stammen aus der Bundeshauptstadt. Man vermisse avantgardistische Formen, oder zum Beispiel Straßentheater, wie es im letzten Jahr noch aufgeführt wurde.
Hier offenbart sich jedoch ein Dilemma: Für moderne Kunstformen gibt es nur ein kleines Publikum. Und ein Festival ist natürlich auch von Zuschauerzahlen abhängig. Im Vergleich zu letztem Jahr zeichnet sich bereits jetzt ein erheblicher Anstieg der Besucherzahl ab.
„Osso+Bucco“ organisiert ab Dienstag drei Abende mit Musik, Installationen und Performances, bei denen auch der in Hannover und Kassel ausgebildete Künstler Wolfgang Pietrzok beteiligt ist. Zu Essen gibt es Ochsenschwanzsuppe, passend zum Namen „Osso+Bucco“ – geschmorte Kalbshaxe. Schmeckt auch mit Tabasco.
Text: Matthias Weigel
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