Mittwoch, 13. Juni 2007
Schau, schau, Bühne!
perspectives, 14:44h
Wo die Perspektiven entstehen
„Unser Ziel ist es, das »festival perspectives« als experimentelles Festival weiterzuentwickeln.“ So formuliert Sylvie Hamard, künstlerische Leiterin, ihren Anspruch an das deutsch-französische Festival. In diesem Jahr sind gleich zwei Produktionen der Schaubühne am Lehniner Platz aus Berlin eingeladen: „Das Produkt“ von Mark Ravenhill sowie „Unter Eis“ von Falk Richter. Und die Leitung dieses Hauses proklamiert ihrerseits: „Die Schaubühne steht heute für ein experimentelles und zeitgenössisches […] Autorentheater.“ Somit erscheit es schlüssig, dass das diesjährige deutschsprachige Theaterangebot des Festivals von Inszenierungen der Berliner Schaubühne bestimmt ist.
Es ist eine bewusste Schwerpunktlegung von Sylvie Hamard: „In diesem Jahr ist es die Schaubühne in Berlin, im nächsten Jahr wird es aber sicherlich ein anderes Haus sein.“
Gegründet wurde die Schaubühne 1962 von einer Gruppe Studenten in Abgrenzung zum starren Stadt- und Staatstheatersystem. Anders als unter der Leitung eines Intendanten versprach man sich durch eine demokratische, gleichberechtigte Führung alle Ensemblemitglieder an Stückeauswahl und Spielplangestaltung beteiligen zu können.
Besonders unter der künstlerischen Leitung von Peter Stein, durch den das Theater seine bundesweite Bekanntheit erlangte, konnte sich im Geiste der späten 60er Jahre dieses alternative Modell bewähren. 1999 bekam schließlich das Quartett aus Sasha Waltz, Thomas Ostermeier, Jens Hillje und Jochen Sandig die künstlerische Verantwortung übertragen. Sie legten einen neuen Akzent auf Tanztheater. Doch schon fünf Jahre später ging man wieder getrennte Wege: Nach einem Streit über die Finanzverteilung verließen Sasha Waltz und Jochen Sandig den Theaterbetrieb, um sich um eigene Projekte zu kümmern – das Modell einer gleichberechtigten Leitung scheiterte. Längst hatte sich der Schwerpunkt des Spielplanes auf „Klassiker“ wie Shakespeare, Tschechow oder Büchner verlagert. Spätestens unter Thomas Ostermeier, dem verbliebenen Intendanten und auch Regisseur von „Das Produkt“ (Mittwoch, 21 Uhr, Alte Feuerwache), entwickelte sich eine spezielle „Schaubühnen-Ästhetik“. Sie zeichnet sich durch einen neuen Realismus in Bühnenbild und Spielweise aus: konkrete Gegenstände oder Gefühlswelten aus unserem Alltag beherrschen die Szenen. Für diese Ästhetik stehen ebenfalls die Arbeiten von Jan Pappelbaum, dem Ausstattungsleiter der Schaubühne am Lehniner Platz. Er erschuf unter anderem für die beiden Inszenierungen, die in Saarbrücken zu sehen sind, die Bühnenräume. Sie zeichnen sich durch hohe Funktionalität aus, und nicht durch lediglich malerische Dekoration: Was auf der Bühne zu sehen ist, wird auch benutzt.
Matthias Weigel
„Unser Ziel ist es, das »festival perspectives« als experimentelles Festival weiterzuentwickeln.“ So formuliert Sylvie Hamard, künstlerische Leiterin, ihren Anspruch an das deutsch-französische Festival. In diesem Jahr sind gleich zwei Produktionen der Schaubühne am Lehniner Platz aus Berlin eingeladen: „Das Produkt“ von Mark Ravenhill sowie „Unter Eis“ von Falk Richter. Und die Leitung dieses Hauses proklamiert ihrerseits: „Die Schaubühne steht heute für ein experimentelles und zeitgenössisches […] Autorentheater.“ Somit erscheit es schlüssig, dass das diesjährige deutschsprachige Theaterangebot des Festivals von Inszenierungen der Berliner Schaubühne bestimmt ist.
Es ist eine bewusste Schwerpunktlegung von Sylvie Hamard: „In diesem Jahr ist es die Schaubühne in Berlin, im nächsten Jahr wird es aber sicherlich ein anderes Haus sein.“
Gegründet wurde die Schaubühne 1962 von einer Gruppe Studenten in Abgrenzung zum starren Stadt- und Staatstheatersystem. Anders als unter der Leitung eines Intendanten versprach man sich durch eine demokratische, gleichberechtigte Führung alle Ensemblemitglieder an Stückeauswahl und Spielplangestaltung beteiligen zu können.
Besonders unter der künstlerischen Leitung von Peter Stein, durch den das Theater seine bundesweite Bekanntheit erlangte, konnte sich im Geiste der späten 60er Jahre dieses alternative Modell bewähren. 1999 bekam schließlich das Quartett aus Sasha Waltz, Thomas Ostermeier, Jens Hillje und Jochen Sandig die künstlerische Verantwortung übertragen. Sie legten einen neuen Akzent auf Tanztheater. Doch schon fünf Jahre später ging man wieder getrennte Wege: Nach einem Streit über die Finanzverteilung verließen Sasha Waltz und Jochen Sandig den Theaterbetrieb, um sich um eigene Projekte zu kümmern – das Modell einer gleichberechtigten Leitung scheiterte. Längst hatte sich der Schwerpunkt des Spielplanes auf „Klassiker“ wie Shakespeare, Tschechow oder Büchner verlagert. Spätestens unter Thomas Ostermeier, dem verbliebenen Intendanten und auch Regisseur von „Das Produkt“ (Mittwoch, 21 Uhr, Alte Feuerwache), entwickelte sich eine spezielle „Schaubühnen-Ästhetik“. Sie zeichnet sich durch einen neuen Realismus in Bühnenbild und Spielweise aus: konkrete Gegenstände oder Gefühlswelten aus unserem Alltag beherrschen die Szenen. Für diese Ästhetik stehen ebenfalls die Arbeiten von Jan Pappelbaum, dem Ausstattungsleiter der Schaubühne am Lehniner Platz. Er erschuf unter anderem für die beiden Inszenierungen, die in Saarbrücken zu sehen sind, die Bühnenräume. Sie zeichnen sich durch hohe Funktionalität aus, und nicht durch lediglich malerische Dekoration: Was auf der Bühne zu sehen ist, wird auch benutzt.
Matthias Weigel
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