Mittwoch, 13. Juni 2007
„Erstmal muss es mir gefallen“
perspectives, 13:48h
Gespräch mit Sylvie Hamard und Stéphane Konopczynski
Sylvie Hamard leitet in diesem Jahr zusammen mit Stéphane Konopczynski Perspectives. Nach ihrem Studium in Frankreich und Saarbrücken arbeitete sie von 1996 bis 2002 für „Le Carreau –Scène National de Forbach et de l’Est Mosellan“ und wirkte 2002 bereits bei Perspectives mit. Sie war zwei Jahre lang stellvertretende Leiterin des Theaters Paris-Villette und gründete eine deutsch-französische Theateragentur. Heute lebt sie in Berlin.
Stéphane Konopczynski war in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und in der Administrative von unterschiedlichen staatlichen Kultureinrichtungen Frankreichs tätig. Er war Teil der Leitung des Festivals Les Météores, bei welchem er das Chanson-Programm verantwortete. Parallel zum Festival Perspectives leitet er in Roubaix „La Condition Publique“, ein Kulturzentrum, das der Kulturfabrik in Berlin ähnelt.
FZ: Wie haben Sie Sylvie Hamard kennen gelernt?
Konopczynski: Als man uns die Festivalleitung angeboten hat, bin ich nach Berlin geflogen, um Sylvie zum ersten Mal zu treffen. Es war interessant für mich, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der in Berlin lebt. Sylvie sieht die deutschen Produktionen und ich die französischen. Ich kümmere ich mich auch um das Musikprogramm.
FZ: Mit welchem Konzept stellten Sie sich im Juni letzten Jahres für ihre gemeinsame Kandidatur in Saarbrücken vor?
Konopczynski : Die französische Seite bestand auf einen französischen Kandidaten für die künstlerische Leitung, und auf deutscher Seite war die Bedingung, dass der Kandidat fließend deutsch und französisch spricht. Uns ging es vor allem darum, das Vertrauen des Publikums wiederzugewinnen. Um das zu erreichen, haben wir erstens entschieden, den Großteil des Festivals wieder auf die Stadt Saarbrücken zu konzentrieren. Zweitens wollen wir, dass das Festival zeitgenössische Formen des deutschen und französischen Theaters mit Vorstellungen für ein Massenpublikum kombiniert – wie etwa den Arbeiten von Heddy Maalem und dem Kollektiv AOC. Unser Ziel ist weiterhin, wieder eine gleichmäßige Aufteilung zwischen französischen und deutschen Produktionen zu erreichen. In den letzten drei Jahren gab es 80 Prozent französische und 20 Prozent deutsche Aufführungen. Mir lag darüber hinaus die Entwicklung eines französischen Chanson-Programms am Herzen, auch wenn die Gruppen zum Teil in Deutschland noch nicht bekannt sind. Das sind die Vorhaben für die nächsten drei Jahre
FZ: Wie setzt sich die Finanzierung des Festivals zusammen?
Konopczynski : Für Perspectives stehen uns insgesamt 650.000 Euro zur Verfügung. Wir erhalten Subventionen vom Saarland, vom Departement Moselle und von der Landeshauptstadt Saarbrücken sowie der französischen Botschaft in Berlin. Daneben unterstützen uns deutsche Unternehmen als Sponsoren. An Ausgaben haben wir 250.000 € für fixe Kosten. 400.000 € stehen für die Künstler und die Technik zur Verfügung; im Moment ist hier die Verteilung 50/50. Diese Verhaltnis wird sich nächstes Jahr ändern. Dieses Jahr hat allein der Ausbau des Eurobahnhofs 180.000 € gekostet.
FZ: Nach welchen Kriterien wählen Sie das Programm aus?
Hamard: Im Prinzip muss mir eine Produktion gefallen. Wenn ich ins Theater gehe, habe ich erstmal keine besonderen Kriterien, sondern ich muss 100 Prozent überzeugt werden.
FZ: Nach welchen Kriterien haben Sie die Orte für die Vorstellungen ausgewählt?
Hamard: Es war eine bewusste Entscheidung, unkonventionelle Orte zu wählen. Bei einer Ausgabe des Festivals war der Festivalclub beispielsweise in einem Schwimmbad untergebracht. Das fand ich schön. Wir versuchen Spielorte zu finden, die zu den darin aufgeführten Stücken passen.
FZ: Wie wollen Sie das Saarbrücker Publikum dazu bewegen, sich an Orte wie einem brüchigen Busbahnhof Theatervorstellungen anzuschauen?
Hamard: Wir versuchen, das Saarbrücker Publikum durch Presse, Flyer und öffentliche Veranstaltungen zu erreichen. Ich rede jeden Tag mit Leuten auf der Straße. Es ist schwer, jene, die in den letzten Jahren vom Festival enttäuscht und überfordert wurden, wieder zu gewinnen. Einmal bin ich sogar so weit gegangen, einer Frau anzubieten, ihr das Geld für die Karte zu erstatten, falls ihr das Stück nicht gefallen sollte.
Text & Übersetzung: Mariette Loirat & Mareike Vennen
Sylvie Hamard leitet in diesem Jahr zusammen mit Stéphane Konopczynski Perspectives. Nach ihrem Studium in Frankreich und Saarbrücken arbeitete sie von 1996 bis 2002 für „Le Carreau –Scène National de Forbach et de l’Est Mosellan“ und wirkte 2002 bereits bei Perspectives mit. Sie war zwei Jahre lang stellvertretende Leiterin des Theaters Paris-Villette und gründete eine deutsch-französische Theateragentur. Heute lebt sie in Berlin.
Stéphane Konopczynski war in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und in der Administrative von unterschiedlichen staatlichen Kultureinrichtungen Frankreichs tätig. Er war Teil der Leitung des Festivals Les Météores, bei welchem er das Chanson-Programm verantwortete. Parallel zum Festival Perspectives leitet er in Roubaix „La Condition Publique“, ein Kulturzentrum, das der Kulturfabrik in Berlin ähnelt.
FZ: Wie haben Sie Sylvie Hamard kennen gelernt?
Konopczynski: Als man uns die Festivalleitung angeboten hat, bin ich nach Berlin geflogen, um Sylvie zum ersten Mal zu treffen. Es war interessant für mich, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der in Berlin lebt. Sylvie sieht die deutschen Produktionen und ich die französischen. Ich kümmere ich mich auch um das Musikprogramm.
FZ: Mit welchem Konzept stellten Sie sich im Juni letzten Jahres für ihre gemeinsame Kandidatur in Saarbrücken vor?
Konopczynski : Die französische Seite bestand auf einen französischen Kandidaten für die künstlerische Leitung, und auf deutscher Seite war die Bedingung, dass der Kandidat fließend deutsch und französisch spricht. Uns ging es vor allem darum, das Vertrauen des Publikums wiederzugewinnen. Um das zu erreichen, haben wir erstens entschieden, den Großteil des Festivals wieder auf die Stadt Saarbrücken zu konzentrieren. Zweitens wollen wir, dass das Festival zeitgenössische Formen des deutschen und französischen Theaters mit Vorstellungen für ein Massenpublikum kombiniert – wie etwa den Arbeiten von Heddy Maalem und dem Kollektiv AOC. Unser Ziel ist weiterhin, wieder eine gleichmäßige Aufteilung zwischen französischen und deutschen Produktionen zu erreichen. In den letzten drei Jahren gab es 80 Prozent französische und 20 Prozent deutsche Aufführungen. Mir lag darüber hinaus die Entwicklung eines französischen Chanson-Programms am Herzen, auch wenn die Gruppen zum Teil in Deutschland noch nicht bekannt sind. Das sind die Vorhaben für die nächsten drei Jahre
FZ: Wie setzt sich die Finanzierung des Festivals zusammen?
Konopczynski : Für Perspectives stehen uns insgesamt 650.000 Euro zur Verfügung. Wir erhalten Subventionen vom Saarland, vom Departement Moselle und von der Landeshauptstadt Saarbrücken sowie der französischen Botschaft in Berlin. Daneben unterstützen uns deutsche Unternehmen als Sponsoren. An Ausgaben haben wir 250.000 € für fixe Kosten. 400.000 € stehen für die Künstler und die Technik zur Verfügung; im Moment ist hier die Verteilung 50/50. Diese Verhaltnis wird sich nächstes Jahr ändern. Dieses Jahr hat allein der Ausbau des Eurobahnhofs 180.000 € gekostet.
FZ: Nach welchen Kriterien wählen Sie das Programm aus?
Hamard: Im Prinzip muss mir eine Produktion gefallen. Wenn ich ins Theater gehe, habe ich erstmal keine besonderen Kriterien, sondern ich muss 100 Prozent überzeugt werden.
FZ: Nach welchen Kriterien haben Sie die Orte für die Vorstellungen ausgewählt?
Hamard: Es war eine bewusste Entscheidung, unkonventionelle Orte zu wählen. Bei einer Ausgabe des Festivals war der Festivalclub beispielsweise in einem Schwimmbad untergebracht. Das fand ich schön. Wir versuchen Spielorte zu finden, die zu den darin aufgeführten Stücken passen.
FZ: Wie wollen Sie das Saarbrücker Publikum dazu bewegen, sich an Orte wie einem brüchigen Busbahnhof Theatervorstellungen anzuschauen?
Hamard: Wir versuchen, das Saarbrücker Publikum durch Presse, Flyer und öffentliche Veranstaltungen zu erreichen. Ich rede jeden Tag mit Leuten auf der Straße. Es ist schwer, jene, die in den letzten Jahren vom Festival enttäuscht und überfordert wurden, wieder zu gewinnen. Einmal bin ich sogar so weit gegangen, einer Frau anzubieten, ihr das Geld für die Karte zu erstatten, falls ihr das Stück nicht gefallen sollte.
Text & Übersetzung: Mariette Loirat & Mareike Vennen
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